Zweiter Abend im Gefahrengebiet

6. Januar 2014

Als ich heute gegen 16:00 Uhr mit dem Hund im Schanzenpark war, begegnete ich bereits den ersten PolizistenInn, die mit ihrem Mannschaftswagen durch den Park fuhren.

Gegen 16:15 Uhr lief ich dann der nächsten Einheit am Schulterblatt über den Weg. Bis hier war noch alles friedlich.

Um 17:30 Uhr beobachtete ich dann die erste Kontrolle am Neuen Pferdemarkt, Ecke Stresemannstraße. Hier wurde eine kleine Gruppe, dieses Mal nicht schwarz gekleidet, kontrolliert. Alle erhielten einen Platzverweis für das gesamte Gefahrengebiet. Wie sich später herausstelle, bestand ihr einziges Vergehen darin, in einer Gruppe rumzustehen und Döner zu essen.

Ich schlenderte anschließend Richtung Kiez. Hier geriet ich in meine erste Kontrolle, zusammen mit drei Pressefotografen, die sich auch als solche ausweisen konnten. Die Begründung für die Personalienfeststellung war, dass die Fotografen Polizeiautos fotografiert haben. Hier gab es keine Platzverweise.

Gegen 19 Uhr sammelten sich ca. 60 Menschen am Schulterblatt und starteten eine Spontandemonstration. Auf dem Schulterblatt bildete die herbeieilende Polizei sofort eine Kette, so dass die DemonstrantenInn in die Lerchenstraße abbogen.

Hier wurden sie bereits von anderen Einheiten erwartet und gekesselt. 

In der Zwischenzeit sammelten sich immer mehr Menschen an der Ecke Stresemannstraße, Neuer Pferdemarkt. Es kam immer wieder zu Rufen von Parolen, die Polizei hielt sich aber zurück.

Gegen 19:30 Uhr war die Gruppe auf ca. 500 Menschen angewachsen und zog ohne Polizeibegleitung lautstark Richtung Kiez.

An der Tahlstraße traf die Demonstration auf die erste Polizeikette, die den Weg zum Kiez absperrte. Die Demo zog daraufhin weiter ohne Polizeibegleitung durchs Viertel.

Um 20:30 Uhr kam die Demo an der Lerchenwache an, wo die ca. 40 Menschen aus dem Kessel in einem vom HVV bereitgestellten Bus steigen mussten und in Gewahrsam gefahren wurden.

Im Bus kam es noch zu Auseinandersetzungen, wobei ein Mensch zu Boden gebracht wurde.

Die Gefangenen wurden dann auf die Wachen am Steindamm und in Billstedt aufgeteilt. Am Steindamm kam der Bus gegen 21:45 Uhr, In Billstedt gegen 23:00 Uhr an.

Die Demonstration löste sich gegen 20:30 Uhr auf dem Schulterblatt auf, ohne dass die Polizei anwesend war. Einige Menschen auf den Wegen zu den Bahnhöfen wurden aber noch Kontrolliert. So kam es gegen 20:50 Uhr zu zwei Kontrollen in der Bartelsstraße. Hier wurde von den PolizistenInn schriftlich festgehalten, was die kontrollierten Menschen für Kleidung trugen und was sie dabei hatten.

Die Demonstration war friedlich, entschlossen und laut. Einen Tag nach Beginn des Gefahrengebietes regt sich also der erste Widerstand. Warten wir ab, was morgen in der Bürgerschaft passiert und wie die Heute erschienenen Presseerklärungen der S36-Anwälte und der kritischen Polizisten evtl. etwas ins rollen bringen. Links: Pressemitteilung der Roten Flora zum polizeilich inszenierten Angriff auf die Davidwache (archiviert) und Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten – Nr. 4: Zur Hamburger Innenpolitik, seit dem März 2011 Hier: Rote Flora, Politik und Polizei (archiviert).

Sicher ist, dass das Gefahrengebiet nicht für Ruhe sorgt, sondern nur für weiteren Unmut und das nicht nur in der linken Szene sondern zunehmend auch unter den Anwohnern.

Einen weiteren Bericht gibt es unter http://hh-mittendrin.de/2014/01/spontandemo-gegen-gefahrengebiet/